„Pferde für unsere Kinder e.V.“-Interview mit Carmen Adamietz
Carmen Adamietz ist ausgebildete Reittherapeutin und Reitpädagogin. Sie betreibt seit 2003 die Appaloosazucht CF Appaloosa Horses. Bei der Ausbildung von Pferd und Reiter setzt Frau Adamietz auf alternative Methoden. So gründete sie im Jahr 2020 die PonyRanch by CF, welche ganzheitlich als Reitpädagogikbetrieb arbeitet.
„Pferde für unsere Kinder e.V.“ wollte von Carmen Adamietz wissen: Aus welchen Gründen hat sie sich für diesen Weg entschieden? Was steckt hinter dem Konzept ihrer PonyRanch by CF? Wie wird ihr Ansatz von den Kindern und Eltern angenommen und warum ist es so wichtig, Kinder mit Pferden bzw. Tieren in Berührung zu bringen?

„Pferde für unsere Kinder e. V.“: Frau Adamietz, die Ausbildungswege im Pferdesport sind sehr vielfältig. So haben Sie Kurse, Abzeichen und Turniere im Westernreiten bestritten. Sie begannen im Jahr 2003 mit der Appaloosazucht und absolvierten von 2010 bis 2012 Ihre Ausbildung zur Reittherapeutin und Reitpädagogin. Warum haben Sie sich für diesen Weg entschieden?
Carmen Adamietz: Die Reitweise war nicht unbedingt eine bewusste Entscheidung. Wir haben in der Familie seit 1978 Pferde, schon mein Vater ist geritten. Seitdem war der Schwerpunkt das Wander- und Westernreiten, welches in seiner Leichtigkeit überzeugt. Durch ein Geschäft meines Vaters im Jahr 1985, bei welchem er eine alte Norwegerstute gegen ein Pferd aus unklarer Herkunft eintauschte, kam ich über das Aussehen des Pferdes und meine Recherche auf den Appaloosa. Nachdem ich das Buch „Appaloosa“ von Karola von Hodenberg ausgiebig studierte, kam irgendwann der Wunsch auf, einmal einen echten Appaloosa mit Papieren zu besitzen. Eher durch einen Zufall sind mein Mann und ich im Jahr 2001 zu einer Quarter-Stute gekommen und diese war die Mutter unseres ersten Appaloosa-Fohlens 2003. Als wir die Quarter-Stute hatten, kam ein Bekannter und wollte unbedingt von seinem Appaloosa-Hengst ein Fohlen züchten, um die Farbgenetik zu demonstrieren. Zudem hatte der Bekannte zu dieser Zeit einen hübschen zweijährigen Appaloosa-Hengst, welchen mein Mann bekommen hat. So waren die Appaloosa, die ich immer haben wollte, da.
Meine Ausbildung zur Reittherapeutin hat tatsächlich einen beruflichen Grund. Ich wollte in der Schule mehr als nur in dem Bereich der Ganztagesschule tätig sein. Aus dem Grund, dass ich studierte Innenarchitektin bin und kein pädagogisches Studium absolvierte, habe ich gemeinsam mit meiner Chefin geschaut, was ich machen kann, um einen pädagogischen Background zu erhalten. Dabei haben wir festgestellt, dass der Katalog für pädagogische Fachkräfte in Schwerpunktschulen, also in Schulen für Kinder mit Förderbedarf, recht offen ist. So entschied ich mich für die Ausbildung zur Reittherapeutin und Reitpädagogin, um die geeignete Qualifikation für die Arbeit mit Kindern am Pferd zu haben. Der Einstieg an der Schule erfolgte dann über das AG-Angebot „Alles rund ums Pferd“.
„Pferde für unsere Kinder e. V.“: Im Jahr 2020 gründeten Sie die PonyRanch by CF. Hier unterrichten Sie nach dem naturalPony Konzept. Was bedeutet das?
Carmen Adamietz: Wir machen sehr viel Horsemanship. Auch mit unserer Pferdezucht. Uns geht es darum, das Pferd über Kommunikation, Bodenarbeit und Körpersprache zu einem Partner zu machen. Es wird nur mit minimalen Signalen und Hilfen gearbeitet. Dabei kam mir die Idee, diesen Bereich mit dem Bereich des ganzen Fach- und Sachwissens rund um das Pferd zu verknüpfen: Also die Bedürfnisse des Pferdes, was ein Pferd benötigt, wie ein Pferd zu führen ist und wie ich die Sprache des Pferdes richtig deute. Hieraus ist die Kooperation mit dem Kindergarten im Ort gewachsen. Seit 2009 arbeiten wir im Rahmen von pferdegestützten Projekten gezielt mit Vorschulkindern an verschiedenen Basiskompetenzen, sodass die Kinder gestärkt in die Schulzeit starten.

„Pferde für unsere Kinder e. V.“: Wie wird das Konzept Ihrer Projekte und Ihrer Reitschule von den Eltern angenommen?
Carmen Adamietz: Es ist tatsächlich so, dass die Eltern gerade wegen des Konzeptes zu mir kommen. Sie wünschen sich, dass die Kinder nicht mit Leistungsdruck oder Zwang lernen, sondern mit einer spielerischen Leichtigkeit. Ich beobachte, dass manche Eltern ihre Kinder zu mir schicken, weil sie wissen, dass das Kind in irgendeiner Art und Weise irgendwelche Probleme hat – sei es in der Wahrnehmung, im Sozialem oder in der Motorik.
Vielen Eltern ist es auch wichtig, dass die Kinder ganzheitlich lernen: Also von der Pflege und dem richtigen Putzen, über Bodenarbeit und den Umgang mit dem Pferd bis zum Stalldienst. Die Kinder sollen lernen, dass mehr dazu gehört, als einfach nur auf einem Pferd zu sitzen.
„Pferde für unsere Kinder e. V.“: Mit Ihrem Betrieb haben Sie Interesse geäußert, Leuchtturmbetrieb von „Pferde für unsere Kinder“ zu werden. In diesem Rahmen werden Sie auch Ihre Erfahrungen mit anderen teilen. Was motiviert Sie dazu?
Carmen Adamietz: Ich möchte den Menschen zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, Kinder mit Ponys oder mit Pferden zu fördern und zu stärken. Eine ganzheitliche Förderung, ein anderer Weg zum Pferd, ein anderer Blick auf das Pferd. Auch ein anderes Verständnis für das Pferd.
Den Menschen, die sich für die Reitpädagogik interessieren, möchte ich das Gefühl vermitteln, was ich alles fördern kann ohne, dass ich dem Kind Papier und Stifte in die Hand gebe und dass ich Möglichkeiten weit über den Reitplatz hinaus habe.
„Pferde für unsere Kinder e. V.“: Welchen Wert hat das Pferd aus Ihrer Erfahrung heraus für Kinder und Jugendliche? Und warum ist der Kontakt zum Pferd so wichtig?
Carmen Adamietz: Pferde sind echt. Pferde sind klar. Sie lügen und werten nicht. Diese Echtheit des Pferdes auf die Kinder wirken zu lassen. Dem Kind einfach zu erklären, wie positiv das Pferd auf das Kind reagiert. Und wie gut es dem Pferd gerade tut, an einer bestimmten Stelle geputzt zu werden. Das hilft dem Kind, Empathie und Selbstbewusstsein zu erlangen. Auch Respekt und Sorgfalt werden durch die Pferde vermittelt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Erlernen von Empathie und Respekt gegenüber einem anderen Lebewesen über das Pony wesentlich besser funktioniert, als zwischenmenschlich in einer Kindergruppe. In der Schule ist es zum Beispiel der Hund, den wir gelegentlich mitnehmen. Wenn wir sagen „ihr seid für den Hund zu laut“ ist es sofort ruhig oder es wird nur noch geflüstert, wenn wir mit dem Hund den Raum betreten. Es wird dem Hund mehr Achtung gezollt als uns gegenüber. Auch wird durch den Kontakt zum Pony die Persönlichkeit gestärkt. Je sicherer die Kinder mit dem Pony umgehen können, je besser die Aufgaben mit dem Pony gemeistert werden, desto selbstbewusster und sicherer werden Kinder in ihrem Alltag. All das sind Faktoren, die den Wert des Pferdes für Kinder und Jugendliche widerspiegeln. Manchmal helfen sie bei den Teenagern auch, über Lebenskrisen und Liebeskummer hinweg.
„Pferde für unsere Kinder e. V.“: Nicht nur Kinder und Jugendliche möchten Sie im Umgang mit dem Pferd schulen, sondern auch Erwachsene. Was sind hier Ihre Pläne für die Zukunft?
Carmen Adamietz: Eltern, die mit ihren Kindern zu mir kommen, aber auch Menschen mit Pferde-Background oder mit pädagogischem Hintergrund interessieren sich für die Arbeit mit Kindern und Pferden und würden gerne mehr wissen und lernen. Meine Pläne sind, diese Menschen ganz individuell in den Themenfeldern Pädagogik und Pferd für die Arbeit mit Kind und Pferd zu schulen. Denn jeder hat einen ganz anderen Wissens- und Erfahrungsschatz, den er aus seinem beruflichen und privaten Umfeld mitgenommen hat. Alles nach unserem naturalPony-Horsemanship-Gedanken.
Individuell auf das Gegenüber zugeschnitten. Die Menschen zu sensibilisieren und zu fördern und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie ihr Können und ihr Potential mit dem noch fehlenden Wissen zielgerichtet in die Arbeit mit Pferden und Kindern oder Menschen integrieren können.
„Pferde für unsere Kinder e.V.“: Vielen Dank für das Interview und Ihre tolle Arbeit!
Pressekontakt:
Pferde für unsere Kinder e.V.
Lena Vetter
T: +49 (0) 4296 / 748 74 16
E: vetter@pferde-fuer-unsere-kinder.de
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