„Pferde für unsere Kinder e. V.“-Interview mit Isadora und Gabriele Siekmann von der Reitschule Isadora Siekmann

Isadora Siekmann ist ausgebildete Pferdewirtin der Fachrichtung „Haltung und Service“ und absolvierte bei Ulrike Mohr die Zusatzqualifikation Kinderreitunterricht. Mit Ihrer Reitschule Isadora Siekmann ist sie „Pferde für unsere Kinder“-Partner, Unternehmensmitglied und setzt sich für die sozial-pädagogische Förderung von Kindern und Jugendlichen mit dem Partner Pferd ein.

„Pferde für unsere Kinder“ wollte von Isadora Siekmann und ihrer Mutter, Gabriele Siekmann, erfahren, warum sie sich für eine Reitschule mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendunterricht entschieden haben, welchen Wert das Pferd aus ihren Erfahrungen für Kinder hat und wie die Zukunft der Reitschule Isadora Siekmann aussieht.

Pferde für unsere Kinder e. V.“: Frau Siekmann, in Ihrer Reitschule bieten Sie verschiedene Kursangebote für Kinder wie Einzel- und Partnerstunden, Purzelstunden und Ferienfreizeiten an. Warum haben Sie sich mit Ihrer Reitschule für den Schwerpunkt Kinder- und Jugendreitunterricht entschieden?

Isadora Siekmann: Ich hatte schon von klein auf den Wunsch, etwas mit Pferden zu machen und bekam auch die Möglichkeit dazu. Mit sechs Jahren habe ich beschlossen, dass ich gerne Pferdewirtin werden und Reitunterricht geben möchte. Ich absolvierte viele Praktika in diesem Bereich und durfte, als ich älter wurde, dort im Kinderreitunterricht hospitieren. Während meiner Ausbildung beim Bielefelder Reit- und Fahrclub e. V. bekam ich im Rahmen einer Fortbildung bei Ulrike Mohr die Möglichkeit, mich noch intensiver mit dem Kinderreitunterricht zu befassen. Dabei habe ich immer stärker gemerkt, dass mir es unglaublichen Spaß macht, den Kindern bei ihrer Entwicklung zuzusehen und wie fasziniert sie von diesen großen Lebewesen sind. Diese Entwicklung und Faszination zwischen dem Pferd und dem Kind sowie die Partnerschaft, die dabei entstehen kann, hat in mir den Wunsch nochmals vergrößert, hier, auf dem Hof meiner Eltern, selber eine Reitschule mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendreitunterricht zu eröffnen. Erwachsene sind natürlich auch willkommen aber der Schwerpunkt liegt bei den Kinder und Jugendlichen.

Zudem ist das Pferd ein Kulturgut und ich möchte dazu beitragen, dass dieses der Gesellschaft erhalten bleibt. Die Kinder und Jugendlichen sind im Prinzip die Zukunft des Ganzen. Daher müssen gerade diese an das Pferd herangeführt werden. Vor allem Kindern, die in der Stadt aufwachsen oder auch hier keinen Kontakt zu Pferden haben, möchten wir mit unserer Reitschule den Kontakt zum Pferd ermöglichen.

Pferde für unsere Kinder e.V.“: Welches (reit-)pädagogische Konzept liegt den Kursen Ihrer Reitschule zu Grunde?

Isadora Siekmann: In unserer Reitschule haben wir zum einen selbst ausgearbeitete Konzepte und zum anderen nehmen wir regelmäßig an verschiedenen Fortbildungen teil. So haben wir eine Fortbildung bei Roswitha Schreiber-Jetzinger bezüglich des Spielerischen im Reitunterricht gemacht.

Gabriele Siekmann: Zudem gibt es von der FN eine ganze Menge von Unterrichtsmaterialien, die bei uns zum Einsatz kommen. Ich selbst habe vor einigen Jahren die Ausbildung zum Coach gemacht und habe viele Jahre in der Jugendarbeit gearbeitet. Daher kann ich unsere Tochter entsprechend unterstützen, was die Methodenvielfalt angeht.

Pferde für unsere Kinder e.V.“: Ein neues Konzept, welches von Ihnen entwickelt wurde, nennt sich „Pferdefreunde finden“. Was genau steckt hinter dem Konzept?

Isadora Siekmann: „Pferdefreunde finden“ ist ein Konzept, dass sich von uns an Kindergärten und Grundschulen richtet. Hierbei geht es uns darum, dass möglichst viele Kinder den Zugang zum Pferd erhalten, mit dem „Pferdevirius“ infiziert werden und lernen, dass diese großen Tiere wirklich als Freund agieren können. Sie sollen die Verbundenheit, die zwischen ihnen und dem Pferd entstehen kann, erleben und begreifen, dass es ein eigenständiges Individuum mit Gefühlen ist. Darüber hinaus lernen die Kinder Rücksicht auf das Individuum „Pferd“ zu nehmen. Es entsteht ein Geben und Nehmen, eine Partnerschaft zwischen dem Kind und dem Pferd / Pony. Die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen.

Gabriele Siekmann: Beim Umgang mit den Kindern und den Schüler*innen achten wir bei „Pferdefreunde finden“ und im Reitunterricht darauf, dass diese nicht alleine gelassen werden. So können sie sich bei der Vorbereitung der Pferde und Ponys immer an mich wenden. Zudem ist es uns sehr wichtig, dass auf der einen Seite der Tierschutz zum Tragen kommt und auf der anderen Seite die Kinder in ihrer Entwicklung und mit ihren Problemen angenommen werden. So fragen wir immer, wie es den Kindern geht. Die Kinder haben dadurch die Möglichkeit zu reflektieren, wie es ihnen heute eigentlich geht und ihren Zustand uns gegenüber zu äußern. Sie lernen auf ihrer eigenen Gefühle zu achten und mit sich selbst achtsam umzugehen. Sie lernen dabei auch ihre Grenzen kennen. Das ist etwas, was sie in ihrem allgemeinen Umfeld nicht unbedingt lernen und wo sie auch nicht die Möglichkeit dazu haben.

Pferde für unsere Kinder e.V.“: Das Konzept „Pferdefreunde finden“ bieten Sie auch für Kinder mit besonderem Förderbedarf an. Welche Erfahrungen haben Sie in der Arbeit mit Kindern mit besonderem Förderbedarf bereits gemacht?

Gabriele Siekmann: Einige Kinder, die bei uns auf den Hof kommen, haben große Ängste, sind von ihrem Bewegungsmodus völlig eingeschränkt oder haben mit starkem Übergewicht zu kämpfen. All diese Dinge werden bei uns im Unterricht angegangen und finden natürlich ihre Berücksichtigung. Aus diesem Grund ist auch die Bodenarbeit ein wichtiger Bestandteil des Reitunterrichtes von Isadora.

Isadora Siekmann: Richtig. Wir machen bei uns nicht nur den normalen Reitunterricht auf dem Pferd, sondern legen auch einen Schwerpunkt auf die Bodenarbeit. In der Bodenarbeit geht es um die Vertrauensbildung zwischen Pferd und Mensch. Die Kinder lernen durch angeleitete Veränderung der Körpersprache Einfluss auf ihr Pferd oder Pony zu nehmen. Eine Form der Selbstwirksamkeit. Der bewusste Umgang mit dem Pferd wird bei der Bodenarbeit vertieft und dient so als Sicherheitstraining zur Unfallverhütung. Auch im Hinblick auf den Tierschutz. Bei 35 Grad ist es nicht mehr passend, sich auf das Pferd zu setzen und zu reiten, sondern man kann dann Bodenarbeit oder Theorie zum Thema „Fütterung“ oder „Gesundheit des Pferdes“ machen.

Pferde für unsere Kinder e. V.“: Welchen Wert hat das Pferd aus Ihren Erfahrungen heraus für Kinder?

Isadora Siekmann: Das Pferd fördert die sozialen Fähigkeiten von Kindern, wie Empathie, Rücksichtnahme, das Miteinander und die gegenseitige Hilfestellung. Das Pferd holt bei den Kindern teilweise Fähigkeiten heraus und lässt sie über sich hinauswachsen. Kinder mit einem kleinen Selbstwertgefühl wachsen mit der Zeit am Pferd und kommen auch in ihrem Alltag immer mehr aus sich heraus.

Gabriele Siekmann: Das ist etwas, was uns die Eltern berichten. Ihr Kind ist nun viel ruhiger oder konzentrierter. Die Eltern sprechen uns an, wenn es zum Beispiel Schwächesituationen in der Schule gibt. Wenn die Kinder Konflikte haben, die sie in den Reitunterricht mitnehmen, merken wir das.

Isadora Siekmann: Daher ist es uns sehr wichtig, dass sich die Kinder uns mit ihren Problemen anvertrauen können. Wir möchten, dass die Kinder wirklich eine Bindung zu uns bekommen und zu denen, mit denen sie zusammen reiten. Aus diesem Grund halten wir die Gruppengröße in unserer Reitschule relativ klein. So kann ohne weiteres über Dinge, die störend sind, in der Gruppe gesprochen werden und die Frustration im Reitunterricht bleibt niedrig. Man sieht es teilweise auch in der Reitstunde, wenn die Kinder ihr Problem oder was sie belastet, losgeworden sind, dann klappt es auf einmal wieder deutlich besser. Als Erwachsener kennt man das selbst: Man hat einen stressigen Tag, kommt in den Reitstall, setzt sich aufs Pferd und auf einmal klappt nichts, weil man einfach selbst so unter Druck ist und die Tiere so empathisch sind. Aus diesem Grund ist es sehr hilfreich über seine Probleme zu sprechen.

Pferde für unsere Kinder e. V.“: Neben Ihrem Konzept „Pferdefreunde finden“ bei welchem Sie u. a. mit dem Kinderschutzbund kooperieren möchten, planen Sie die Angebotspalette Ihrer Reitschule zu erweitern. Welche konkreten Angebote und Maßnahmen sind geplant?

Isadora Siekmann: Wir möchten Ponytage bzw. einen Ponytag für Kindergärten als Abschlussveranstaltung für die Kinder, die im darauffolgenden Jahr in die Schule kommen, anbieten.

Gabriele Siekmann: Dann möchten wir einen Nachmittag für Familien anbieten, um auch die Eltern zu erreichen. Denn es ist so, dass der Reitsport bezahlt werden muss und dafür in den meisten Fällen die Eltern zuständig sind. Zudem haben wir demnächst einen Tag der offenen Tür, um uns in der Region etwas bekannter zu machen. Dann ist leider irgendwann unser Limit erreicht, weil wir, um weiter wachsen zu können, eine größere Reithalle benötigen.

Isadora Siekmann: Oder eine zweite Halle. Mein langfristiger Wunsch ist es, die Anlage größer zu gestalten und dass wir noch mehr Plätze anbieten können. Dafür benötigen wir eine größere bzw. eine zweite Halle. Aktuell haben wir eine Reithalle und einen Platz. Wenn man parallel die Halle und den Platz besetzt, scheitert es spätestens im Winter. Aus diesem Grund, möchten wir gerne eine zweite Halle bauen lassen.

Pferde für unsere Kinder e.V.“: Was können wir als Verein sowie unsere Mitglieder und Partner tun, um Sie bei Ihrem weiteren Weg zu unterstützen?

Isadora Siekmann: Kurzfristig gesehen, hätten wir gerne Unterstützung, um besser an die Schulen und Kindergärten herangehen zu können. Langfristig gesehen, hätten wir gerne Unterstützung bei dem Bau der Reithalle. So etwas muss beantragt werden und es wäre hilfreich einige Personen zu haben, die sich als Fürsprecher für den Bau einsetzen können, wie Schulen, Kindergärten und der Verein „Pferde für unsere Kinder“.

Pferde für unsere Kinder e. V.“: Herzlichen Dank für das Interview!

Pressekontakt:

Pferde für unsere Kinder e.V.
Lena Vetter
T: +49 (0) 4296 / 748 74 16
E: vetter@pferde-fuer-unsere-kinder.de

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