Pilotprojekt „Pony für unsere Kinder in der Heimunterbringung“ – Abschlussbericht der Reittherapie von den Zwillingen A. und E.
Seit Mai 2023 unterstützt „Pferde für unsere Kinder“ das Projekt „Ponys für unsere Kinder in der Heimunterbringung“. Die Reittherapie der Zwillinge endete mit dem Ende der Sommerferien 2023, um neue Energie für den Schulstart zu haben und sich erstmal auf den neuen Lebensabschnitt zu konzentrieren. Maya Ritter berichtet in ihrem Abschlussbericht über die Erfolge, die die Zwillinge A. und E. dank der Reittherapie erzielen konnten.
1. Beziehungsaufbau
Die Beziehung zwischen der Bezugsbetreuerin und den beiden Kindern wurde sehr stabil. Die Jungen äußern ihre Empfindungen und Ängste. Sie können sich durch das aufgebaute Vertrauen auf die Übungen am Pferd konzentrieren. Außerdem ist es ihnen möglich geworden, neuen Menschen auf dem Ponyhof aufgeschlossen gegenüber zu treten und eine gesunde Nähe zuzulassen.
2. Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen
Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen wurden geschult, was wiederum zu einer Entwicklung sozialer und emotionaler Kompetenzen beitrug. Dieses Ziel war essentiell und wurde zum Ende durch eine psychologische Anbindung weiter unterstützt. Beide sind sehr impulsiv und können oftmals ihre Gefühle schwer ausdrücken. Im Rahmen ihres geschützten Raumes auf dem Ponyhof ist es ihnen möglich gewesen, diese zum Ausdruck zu bringen. Immer Öfters haben sich beide anderen Betreuern und den Lehrern gegenüber geöffnet. Besonders A. hat in der Zeit große Fortschritte gemacht und hat einen super Schulstart erleben können. Bei Frustration kann er diese immer mehr in oorte fassen und damit Impulsausbrüche abwenden.
3. Vertrauensaufbau
Beide haben zu Therapiehund Bonnie ein großes Vertrauen aufgebaut. Sie ist auch nach dem Ende der Reittherapie mit in der oG präsent gewesen und konnte Impulsausbrüche abfangen. Beide sehnten sich vor allem bei ihr nach Nähe und Zuwendung.
4. Flexibilität fördern
Beiden viel es schwer auf spontane Planänderungen und Neuheiten einzustellen. Reittherapie und auch Pferde sind oftmals spontane Gegebenheiten und verlangen Flexibilität. Durch eigene oahl der anstehenden Umgebungen (Platzarbeit, Baden mit Pony oder Gelände) haben beide etwas Mitbestimmungsrecht gefunden. Es wurden immer wieder flexible Entscheidungen eingebracht und beide konnten sich mehr auf diese einlassen.
5. Kompromissbereitschaft
Es wurden gemeinsam Entscheidungen getroffen und Rücksichtnahme gelernt. Beispielsweise wenn ein Pony erkrankt war oder auch mal „einen schlechten Tag“ hatte. Die Zwillinge konnten sich im Rahmen der Arbeit mit den Pferden sehr gut in diese hineinversetzen.
6. Frustrationstoleranz ausbauen
Aushalten von konfliktbehafteten Situationen und Erleben, dass sich diese wieder auflösen können, war für die Jungs sehr schwierig. Im Rahmen der Reittherapie war der Frust oftmals groß. Sie mussten viele neue Abläufe erlernen und den Frust aushalten, wenn gewünschte Vorgänge nicht sofort funktionierten wie erwünscht. Auch hier erfolgte ein großer Fortschritt.
7. Verantwortung übernehmen
Die Zwillinge genießen es jemandem zu helfen oder Verantwortung übernehmen zu dürfen. Daher war auch die Verantwortung gegenüber den Pferden für beide ein großes Geschenk, welches sie sich auch nicht nehmen ließen. Auch im Umgang mit Bonnie wurde dies ersichtlich. Sie achteten sehr auf ihre Bedürfnisse und kannten Dinge, die sie mag, nicht mag, frisst oder nicht fressen darf.
8. Kommunikationsfähigkeit
Die Zwillinge hatten in Bezug auf die Aussprache große Defizite. Der Ponyhof war ein wichtiger Ort an dem sie ungehemmt kommunizieren und agieren konnten, ohne von anderen ausgeschlossen zu werden. Durch die sozialer Interaktionen zu anderen Pferdebesitzern, Kindern und Jugendlichen, verbesserte sich die Kommunikationsfähigkeit der Zwillinge. Dazu kam, dass das Erzählen über Erlebtes auf dem Ponyhof einen großen Teil einnahm. Dieses förderte die Sprache und den Mut, anderen über Erlebnisse zu berichten.
9. Ausbau körperlicher Fähigkeiten
Beide hatten starke Probleme in Koordination, Ausdauer, Gelenkigkeit, aufrechten Sitzen und Gehen sowie in der Kraft. Anfangs wurde vor allem die Unbeweglichkeit in den Beinen ein großes Problem, da durch fehlende Dehnung der Beine das Sitzen auf den Pferden schwer möglich war. Ein Körpergefühl und Gleichgewicht wurde erarbeitet –– beide konnten letztendlich leichttraben, alleine Lenken und reiten.
Pressekontakt:
Pferde für unsere Kinder e.V.
Lena Vetter
T: +49 (0) 4296 / 748 74 16
E: vetter@pferde-fuer-unsere-kinder.de
Vorheriger Artikel
Weiter lesen
Nächster Artikel
Weiter lesen