„Pferde für unsere Kinder e.V.“-Interview mit Andrea Zender vom Erlebnishof Wies in Babensham
Frau Andrea Zender ist seit 2016 mit dem Erlebnishof Wies Partner von „Pferde für unsere Kinder e.V.“, hat das Projekt „10.000 Holzpferde für Kindergärten“ umgesetzt und fördert mit Ihrer „ReitVorschule“ die Beziehung zwischen Kindern und Pferden.
Der Erlebnishof Wies 2015 bis heute
2013 wagte Andrea Zender den Schritt, ihren Beruf als Sendeleiterin bei der ProSiebenSAT1 Media AG endgültig aufzugeben und ihren Traum, mit Kindern und Pferden zu arbeiten und somit die Beziehung zwischen Kindern und Pferden zu stärken, zu verwirklichen. Nach kurzer Suche fand sie einen kleinen Hof in Babensham und begann diesen auszubauen. Im April 2015 startete sie mit drei Pferden den ersten PferdeErlebnisKurs.
Kurze Zeit später wurde Frau Zender auf „Pferde für unsere Kinder e.V.“ aufmerksam, wurde kurzerhand mit ihrem Hof Partner des Vereins und beteiligt sich seither an den Vereinsprojekten. Gemeinsam mit dem örtlichen Kindergarten setzte sie beispielsweise bereits das Projekt „10.000 Holzpferde für Kindergärten“ um.
Der Erlebnishof Wies erfreut sich zunehmender Beliebtheit, so dass die Strukturen des Hofes immer weiterwachsen. Es leben bereits sechs Pferde und Ponys, ein Hund, vier Katzen, drei Kaninchen und einige „Gast“-Schafe auf dem Hof. Wöchentlich vergnügen sich rund 40 Kinder aus der Gemeinde Babensham und Umgebung mit den Tieren und nehmen regelmäßig an den Angeboten, wie den PferdeErlebnisKursen teil. Hinzu kommen diejenigen Kinder, die das Wochenend- und Ferienangebot nutzen.
In den letzten Jahren hat sich der Erlebnishof Wies erfolgreich in Babensham etabliert. Trotzdem stehen Andrea Zender und der Erlebnishof Wies vor einem Problem: 2018 haben die Verpächter des Hofes gewechselt und die weitere Existenz des Erlebnishofes ist nicht sicher.
(Fotos: Andrea Zender)
„Pferde für unsere Kinder e.V.“: Warum haben Sie sich mit Ihrem Erlebnishof Wies für eine Reitschule mit einem Angebot für Kinder von 4 bis 10 Jahren entschieden?
Andrea Zender: Das Thema Kinder und Pferde lag mir schon immer ganz besonders am Herzen. Ich hatte als Kind das große Glück selbst zu erfahren welche positive Wirkung Tiere und insbesondere Pferde auf den Menschen haben. Durch meine Arbeit sehe ich nun täglich, welchen positiven Einfluss die Pferde und Ponys auf die Kinder haben.
Immer wieder ist mir in anderen Reitschulen aufgefallen, dass der Kontakt zum Pferd oder Pony leider viel zu kurz kommt. Dem ganzen „Drumherum“, das Wissen um den Partner Pferd, von der Pflege und Gesundheit über die Haltung bis hin zur Fütterung, und insbesondere dem persönlichen Kontakt zum Tier, wird oft zu wenig Beachtung geschenkt. Des Weiteren ist oftmals das Angebot für kleine Kinder nicht auf die Zielgruppe zugeschnitten. Daraus entstanden also die Idee und der Wunsch, ein kindgerechtes Angebot zu entwickeln.
„Pferde für unsere Kinder e.V.“: Welches (reit-)pädagogische Konzept liegt den Kursen der „ReitVorschule“ zu Grunde?
Andrea Zender: Bei meinem „ReitVorschul“-Konzept spielt meine Philosophie „Von und mit Pferden zu lernen“ eine große Rolle. Bei der Schulung der Kinder am und mit dem Pferd bedeutet das für mich:
- Den Erstkontakt zwischen Kindern und Pferden zu erstellen
- Kinder erste Erfahrungen auf dem Pferderücken sammeln lassen
- Den sicheren und korrekten Umgang mit dem Pferd zu lehren
- Theoretisches Wissen spielerisch zu vermitteln
- Vertrauensbildende Übungen, wie Führtraining und Bodenarbeit, zu lehren
- Koordinations- und Gleichgewichtsübungen sowie Sitzübungen an der Longe (mit Elementen aus dem Voltigieren und dem „Centered Riding“ nach Sally Swift) zu schulen
- Kindern spannende Erlebnisse mit Pferden in der Natur zu ermöglichen
Mit meinem Konzept möchte ich das Bewusstsein für einen respektvollen Umgang mit Tieren schaffen. Ich möchte den Kindern eine emotionale, aber auch fachgerechte Begegnung mit den Ponys und Pferden ermöglichen. Dabei orientiere ich mich an der Individualität und den Bedürfnissen jedes einzelnen Kindes. Ziel meines Konzeptes ist ein harmonischer, angstfreier und vertrauensvoller Umgang mit dem Pferd. Die Kinder lernen die Bedürfnisse der Pferde zu verstehen und jedes Pferd als individuelles Wesen mit eigenem Charakter und Vorlieben zu respektieren. Das ist meiner Meinung nach, der erste Schritt auf einem spannenden Weg zur harmonischen Partnerschaft mit den Pferden und die ideale Vorbereitung auf den späteren Reitunterricht.
„Pferde für unsere Kinder e.V.“: Sie beherbergen neben Ihren Lehrpferden auch Katzen, Hunde und Kaninchen auf Ihrem Hof. Binden Sie diese Tiere in Ihr Lehrkonzept ein?
Andrea Zender: Es sind eher die Kinder selbst, die die anderen Tiere einbinden. Zum Beispiel ist meine Hündin immer dabei – nicht nur sie liebt die Kinder, die Kinder himmeln sie an. Für viele Kinder ist sie ein sehr wichtiger Freund, der auf dem Hof nicht fehlen darf. Sie ist nicht nur Spielkamerad, sondern bei Bedarf auch „Seelentröster“.
Ebenso werden die Hasen von den Kindern sehr umsorgt und geliebt. Für Kinder die Tieren gegenüber noch ängstlich sind, ist es am Anfang viel leichter sich an einen Hasen oder einen Hund heranzuwagen als an ein „großes“ Pony.
Alle Tiere auf dem Hof tragen zur Ausbildung der Kinder bei – so lernen die Kinder einen artgerechten und respektvollen Umgang mit jedem Tier.
„Pferde für unsere Kinder e.V.“: Welchen Weg wählen die Kinder, wenn Sie die Laufbahn Ihrer „ReitVorschule“ beendet haben?
Andrea Zender: Sobald die Kinder fit und alt genug sind, schicke ich sie in umliegende Reitschulen, z. B. nach Gut Ising oder zu Claudia Weissauer nach Kastenseeon, zur weiteren Ausbildung. Ein Paar Kinder möchten gerne auf dem Erlebnishof Wies bleiben. Einigen davon kann ich die Möglichkeit bieten, bei einem Reitlehrer, der einmal wöchentlich von Gut Ising zum Hof kommt, weiterbildenden Reitunterricht zu nehmen.
„Pferde für unsere Kinder e.V.“: Kommen wir auf die Ausgangssituation zurück. Sie haben es in den letzten Jahren geschafft, Ihren Erlebnishof Wies erfolgreich in Babensham zu etablieren. Nun haben allerdings die Verpächter des Hofes gewechselt und die weitere Existenz des Erlebnishofs ist nicht sicher.
Welche Maßnahmen haben Sie bereits ergriffen, um mit Ihrem PferdeErlebnishof auch zukünftig Pferde und Kinder in Berührung zu bringen?
Andrea Zender: Der Hof wurde von meinem alten Verpächter an die Erben übergeben. Die neuen Bedingungen erschweren meine Arbeit auf dem Hof und schränken meine Pläne, den Ausbau meiner ReitVorschule, ein und es ist nicht sicher was die Verpächter weiter vorhaben. Daher bin ich dringend auf der Suche nach einem neuen Hof in der Gemeinde Babensham und Umgebung, auf dem ich genügend Platz habe meine Tiere unterzubringen und einen kindgerechten Unterricht für meine bestehenden und zukünftigen Reitschulkinder anzubieten. Neben meiner eigenen Suche werde ich tatkräftig von den Eltern meiner Reitschulkinder unterstützt.
Ich durfte mein Konzept auch bereits dem Bürgermeister von Babensham vorlegen und habe die Gründung eines Begegnungshofs in der Gemeinde vorgeschlagen. Das Konzept kam sehr gut an und wurde direkt weiterentwickelt. Auf dem Babenshamer Gemeindehof hätten sich ein Begegnungshof und Bauernhofkindergarten gut kombinieren lassen. Aber rechtliche Vorgaben ließen die Umsetzung leider nicht zu.
Die Suche nach einem geeigneten Hof geht weiter – eine mühsame Suche, wie für viele Reitschulen in Deutschland. Hier in der Region sind geeignete Objekte Raritäten, entweder sie sind nicht finanzierbar oder baufällig.
„Pferde für unsere Kinder e.V.“: Ganz persönlich Frau Zander, was gibt Ihnen Kraft, für Ihren Traum, Ihren Erlebnishof, und Ihr Ziel, Kindern den Weg mit dem Partner Pferd zu ermöglichen, zu „kämpfen“?
Andrea Zender: Das ist ganz einfach: Die Kinder und meine tägliche Arbeit mit ihnen und meinen Pferden.
Die Energie, welche von den Pferden und anderen Tieren ausgeht, wirkt sich nicht nur positiv auf die Kinder aus, auch auf mich hat das eine besondere Wirkung. Der Umgang mit den Pferden und Ponys macht die Kinder glücklich – das färbt ab. Auch das positive Feedback der Eltern gibt mir sehr viel Kraft.
„Pferde für unsere Kinder e.V.“: Was können wir als Verein sowie unsere Mitglieder tun, um Ihnen in Ihrer aktuellen Situation zu helfen?
Andrea Zender: Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich bei er Suche nach einem geeigneten Hof unterstützen könnten. Zudem würde mir ein Austausch mit Hofbesitzern und Betriebsleitern mit ähnlichen Erfahrungen helfen.
(Fotos: Andrea Zender)
Alle Interessierten oder Personen mit Ideen oder Vorschlägen zur Weiterentwicklung des Hofes, können sich gerne persönlich über folgende Kontaktmöglichkeiten an Frau Zander wenden:
ErlebnisHof Wies
Andrea Zender
Wies 2
D-83547 Babensham
Telefon: +49 (0) 151 – 401 354 18
E-Mail: erlebnishofwies@gmail.com
Web: https://www.erlebnishof-wies.de/
Pressekontakt: Pferde für unsere Kinder e.V.
Caterina Steffen
T: +49 (0) 5631 / 603 42
E: steffen@pferde-fuer-unsere-kinder.de
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